Der Deutsche Bundestag hat am 19. Mai 2022 mit der Mehrheit der Ampel die Einführung des „Neun-Euro-Ticket“ beschlossen. Für einen ganzen Monat sollte man im ganzen Bundesgebiet für nur neun Euro den gesamten Öffentlichen Personen-Nahverkehr nutzen können. Was folgte, war ein Chaos mit Ansage. Wie soll es jetzt weitergehen?
Der Start im Juni brachte genau das, was die Union und viele Experten vorhergesagt hatten: völlig überlastete Züge, teilweise wurden Menschen zurückgelassen. Die Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe, vor allem der Deutschen Bahn und in den Verkehrsverbünden, wurden mit den Problemen allein gelassen und mussten sich vor wütenden Fahrgästen für die schlecht vorbereitete Aktion der Regierung rechtfertigen.
Seit dem Verkaufsstart Ende Mai sind bis Anfang August laut Verband Deutscher Verkehrsunternehmen 38 Millionen Neun-Euro-Tickets verkauft worden. Dazu kommen noch die etwa 10 Millionen Zeitkarten-Inhaber im Nahverkehr, die jeden Monat die Preisdifferenz zu ihrem normalen Fahrschein nicht zahlen müssen. Der finanzielle Aufwand ist riesig. Die 2,5 Milliarden Euro, die der Finanzminister dafür kalkuliert hatte, dürften nach Meinung der Fachleute kaum ausreichen.
Wie sieht dagegen die gewünschte Wirkung beim Klimaschutz aus? Erste Auswertungen zum Beispiel durch den Thinktank „Agora Verkehrswende“ zeigen, dass die meisten Menschen seit der Einführung des Neun-Euro-Tickets zum 1. Juni eben nicht ihre Autos stehen ließen und stattdessen den ÖPNV nutzten. Das hohe Verkehrsaufkommen im Öffentlichen Personennahverkehr sei durch zusätzliche Fahrten entstanden. Eine deutliche Verlagerung weg vom Auto hin zum ÖPNV finde kaum statt. Das Ticket bringt also nichts für den Klimaschutz.
Nun überbieten sich die Ampel-Koalitionäre bereits wieder in Forderungen, wie es mit dem Ticket weitergehen soll. Verlängerung für neun Euro, 29, 49 oder 69 Euro – keine Zahl macht derzeit nicht die Runde. Dabei sagen die Initiatoren selten, wie ein solches Angebot finanziert werden soll. Doch eines haben alle Vorschläge gemeinsam: Sie gehen an den wahren Problemen im ÖPNV vorbei.
Die CDU ist hier ganz klar: Wir brauchen erst einmal Investitionen in das Bahnnetz und in mehr Züge, mehr Busse, mehr Personal und eine konkurrenzfähige Bezahlung. Erst dann wird der öffentliche Nahverkehr so attraktiv und leistungsfähig, dass viele Menschen über einen Umstieg nachdenken. Gleichzeitig müssen wir uns überlegen, wie wir mit modernen Möglichkeiten wie digitalen Tür-zu-Tür-Tarifen und Angeboten wie „Mobility on demand“ den ÖPNV auch wirklich flächendeckend auch in den ländlichen Regionen verfügbar machen.
Die Landesregierung in Rheinland-Pfalz macht es sich dagegen einfach: Das einstige Vorzeigeland bei Reaktivierung von Bahnstrecken und integrierten Taktfahrplänen zeigt mit dem Finger nach Berlin – und verlangt mehr Geld. Eigene Initiativen aus dem grünen Mobilitäts-Ministerium? Immer noch Fehlanzeige. Dabei hatte man sich doch viel vorgenommen: Zum Beispiel ein 365-Euro-Ticket für das ganze Land. Aber auch hier passiert zu wenig: Ein kurzes Gutachten zur Machbarkeit wurde beauftragt, seitdem geht nichts voran. Bis heute fehlt der Nahverkehrsplan, wie sich die Landesregierung den ÖPNV in Zukunft vorstellt.
So stellt man den Öffentlichen Nahverkehr nicht neu auf. So wird die „Verkehrswende“ nicht klappen und der Klimaschutz kommt nicht voran.